Zeichnen für Anfänger: Saubere Skizzen für Bleistiftzeichnungen
Nichts desto trotz muss man dieses Opfer immer wieder bringen. Denn eine Bleistiftzeichnungen ist und bleibt eine Skizze. Eine Vorarbeit für das richtige Kunstwerk. Mit einer Skizze erarbeiten wir uns eine Vorschau und experimentieren mit Kompositionen. Auch eine Vorauswahl der Farbpalette kann hier festgehalten werden. Das alles sind wichtige Schritte für das spätere Bild. Daher müssen wir nach der Manga Skizze eine saubere Version des Bildes erstellen. Ich möchte Dir hier einige Methoden zeigen.
Ich habe die meiste Zeit sehr riskant gearbeitet. Ohne jegliche Vorarbeit habe ich auf dem Blatt Papier meine Skizze, meine Line Art und die kolorierte Manga Zeichnung gezeichnet. Alle erdenklichen Schritte auf ein und demselben Blatt Papier. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, bin ich doch erstaunt, dass nicht mehr Bilder in den Papierkorb gewandert sind.
Mangas Zeichnungen: die unkluge Methode
Vermeide diese Methode unter allen Umständen. Ich sag Dir warum:
- Das Papier wird überstrapaziert. Denn es werden alle Phasen des Zeichnens auf einem Papier gepresst. D.h. das ständige Skizzieren und das wiederholte Wegradieren beanspruchen die Oberfläche des Blattes sehr. Es kann unter Umständen dazu kommen, dass das Papier später keine Farbe aufnehmen kann (Ein Knetradiergummi ist schonender fürs Papier)
- Skizziert man eher mit einer schweren Hand, kann sich das durch das Papier drücken. Wird später eine Schicht Farbe darüberlegt, kann man das eventuell sehen. Das würde die Manga Zeichnung ruinieren
- One-Shot: Du hast nur eine Chance, alle Schritte richtig zu machen. Wenn Du dich hier bei dem Skizzenchaos mit dem Tuschen der Outlines vertan hast und Du kannst es nicht mehr korrigieren…dann ist das Bild reif für den Papierkorb. Das kann sehr schmerzhaft werden. Denn ich hatte immer das Problem, dass mir der zweite Versuch nie so gut gefallen hat wie die erste Version
Also meine dringende Empfehlung: Mach nicht denselben Fehler wie ich. Niemals.
Irgendwann habe ich recherchiert, wie andere das hinbekommen und bin auf sogenannte Lightpads gestoßen. Das sind Geräte, mit denen Du deine Bilder abpausen kannst. Ja, richtig, abpausen. So wie Du es wahrscheinlich in Deiner Kindheit gemacht hast. Und das ist auch die sauberste Variante, wie ich finde.
Also wie geht das nun von statten?
Schritt 1:
Du skizzierst Deine Bleistiftzeichnungen. Nimm für Deine Skizze kein gutes Papier. Ein Druckerpapier reicht vollkommen. Hier kannst Du so kreativ sein wie Du möchtest. Und Du musst Dir keine Sorgen machen, ob Du jetzt zu fest aufgedrückt hast oder ähnliches. Da wir nachher das Bild mit Hilfe eines Lightpads abpausen werden, empfiehlt es sich tatsächlich, dass Du ein wenig fester aufdrückst, einen dunkleren Stift benutzt (wenn Du mit Bleistift arbeitest, dann nimm einen B Bleistift) oder mit einem Kugelschreiber skizzierst. Ich liebe das Skizzieren mit einem Kugelschreiber. Das sieht wahnsinnig artistisch aus.
Schritt 2:
Skizze fertig? Super, dann nehmen wir unseren Lightpad. Wir legen zuerst unsere Skizze auf die Oberfläche und darüber legen wir dann unser richtiges Papier, auf dem später auch die Kolorierung stattfindet.
Schritt 3:
Je nachdem, wie Du Deine Outlines gestalten möchtest, hast Du hier mehrere Möglichkeiten. Wenn Du willst, dass Dein Bild einen natürlichen Touch hat, dann empfehle ich die Verwendung von H Bleistiften und Deine Strichführung leicht und locker zu lassen. Wenn Du hingegen dunklere und intensive Outlines möchtest, dann kannst Du direkt mit Tusche arbeiten. Ich habe beides verwendet und hatte keine Probleme damit gehabt.
3 einfache Schritte und Dein Leben ist ein Stück stressfreier. Ich habe das vorher auch nie gemerkt, aber das Wissen, dass Du mehr als nur eine Chance hast, nimmt Dir tatsächlich sehr viel Stress weg. Wenn Dir ein Fehler beim Outlinen passiert ist: schade um das gute Papier, aber Du hast immer noch Deine Skizze und kannst problemlos von vorne anfangen.
Kleiner Tipp: Wenn Du beispielsweise eine individuelle Kolorierung nach Wunsch anfertigst, dann bist Du mit dieser Methode in der sicheren Zone. So kannst Du immer „Originale“ anbieten.
Saubere Bleistiftzeichnungen: Meine Lightpad Empfehlung
Ich habe mich nach langer Überlegung für die japanische Marke XP-Pen entschieden. Das Gerät bietet Dir mehrere Stufen von Helligkeit an. Die können stufenlos eingestellt werden. Dabei brauchst Du nur länger auf den Button klicken. Wenn Du Deine Wunschhelligkeit gefunden hast, dann merkt sich das Gerät diese Einstellung. Sehr praktisch. Ich arbeite bevorzugt mit Größen bis zu A4. Und dafür reicht das Lightpad alle Male. XP-Pen legt dem Gerät noch Klammern bei, die dabei helfen, dass Deine Papiere nicht auf der Oberfläche verrutschen. Meine Mangas Zeichnungen konnte ich so immer zielsicher abpausen.
Also ich brauche für meine Manga Illustrationen weniger als eine halbe Stunde. Eine Erhitzung des Gerätes habe ich bei dieser Zeitspanne nicht gespürt. Du kannst also beruhigt arbeiten, ohne dass Du befürchten einer Überhitzung hast.
Mit dem Lightpad wird noch ein sehr langer USB Kabel mitgeliefert sowie ein Handschuh, damit die Hand nicht auf der Oberfläche schmiert. Damit kannst Du entspannt arbeiten.
Gewichtsmäßig ist er nicht schwer. Daher kannst Du den problemlos irgendwo mitnehmen.
Alternativen zu Lightpads für Deine Bleistiftzeichnungen
Du möchtest kein zusätzliches Gerät kaufen? Dann habe ich ein paar Tipps für Dich, die Dich nichts kosten:
- Nutze Dein Fenster als Lightpad. Es klingt so simpel, dass man sich fragt: weshalb kam ich nicht eher darauf? Nachteil hier ist, dass es sehr anstrengend sein kann so zu zeichnen. Auch entsteht hier die höhere Gefahr, dass Deine Skizze verrutschen kann
- Missbrauche Deinen Monitor als Lichtquelle. Ehrlich gesagt…ich habe diese Methode bei anderen Künstlern gesehen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das eventuell dem Monitor schaden kann. Daher würde ich Dir empfehlen, dies eher mit Vorsicht zu genießen. Und nicht zu fest aufzudrücken.
Du kannst Dir aber auch einen Leuchttisch für Deine Bleistiftzeichnungen selbst basteln. Genaugenommen ist es ja nur eine durchsichtige Fläche, die von unten beleuchtet wird. Auf youtube findest Du haufenweise Anleitungen, wenn Du „DIY Leuchtbox oder DIY Lightpad“ eingibst. Aber rechne vorher lieber aus, ob die Kosten für das Material wirklich günstiger sind als der Kauf eines Gerätes.
Nachtrag: Mein Modell gibt es leider nicht mehr, aber dafür gibt andere sehr gut bewertete Alternativen.